Das Grüne Band - seine historische, ökologische und kulturelle Bedeutung für die Bundesländer Thüringen, Hessen und Niedersachsen

08.05.19 –

In Thüringen wurde ein Gesetz verabschiedet, das die Erhaltung und Entwicklung des Grünen Bandes fördern soll. Durch die Erhebung zum Nationalen Naturmonument soll der Grenzstreifen als Biotopstruktur zwischen den früheren DDR-Kolonnenwegen und der Grenze zu Niedersachsen, Hessen und Bayern für zukünftige Generationen erhalten, geschützt und entwickelt werden. Es gilt als herausragendes Gebiet wegen der sich von der Umgebung abhebenden vielfältigen Biotopstrukturen, wegen der landeskundlichen, wissenschaftlichen und historischen Bedeutung sowie als einzigartiges Zeugnis der deutschen Geschichte.

Grund genug, sich aus erster Hand aus Thüringen über dieses Gesetz und die geplante Umsetzung berichten zu lassen und die Hessen und die Niedersachsen selbst zu fragen: „Wir halten wir es denn mit dem Grünen Band“? So lud der Ortsverein Friedland aus dem Dreiländer-Eck, grenzend an Thüringen und Hessen zu einer Veranstaltung mit Informationen und Diskussion am 29. April nach Groß Schneen ein. Nach der Begrüßung durch Bernd Tapken moderierte Viola von Cramon, Kandidatin für das Europaparlament, die Veranstaltung.

Bettina Hoffmann, MdB aus Nordhessen und umweltpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion B90/GRÜNE gab einen Input zu den 1.293 Kilometern des früheren innerdeutschen Grenzgebietes mit 600 gefährdeten Tier- und Pflanzenarten. 30% der Fläche in diesen Regionen ist noch ungeschützt. Hier sind dringend Fördermittel und auch Förderung von naturverträglichem Tourismus nötig. Nicht aus den Augen verlieren sollte man außerdem die Pflege des Europäischen Grünen Bandes entlang des „Eisernen Vorhangs“, der die Grenzen zwischen Ost und West Jahrzehnte lang unpassierbar machte.

Karin Kowol, Projektleiterin „Grünes Band“ beim BUND Thüringen in Erfurt, schilderte die Entwicklung der Idee des Grünen Bandes seit 1989, als sich schon im Dezember Naturschützer aus Ost und West trafen. Charakteristisch für das heutige grüne Band waren damals „Offenlandbiotope“, die gegen Flüchtlinge ein freies Schussfeld zu liefern hatten. Wichtig ist heute, die Grenzbereiche nicht sich selbst zu überlassen. Die Grenzlandschaften müssen sich auch für eine angemessene Landnutzung (z.B. Beweidung) lohnen und durch Offenhaltung von Flächen zur Ansiedelung und Erhaltung von vielerlei Arten führen.

Norbert Sondermann, Fraktionsmitarbeiter von B90/Die Grünen im Thüringer Landtag, berichtete aus erster Hand über die schwierige Entstehungsgeschichte des Thüringer Gesetzes, in der mit diversen Gutachten für und gegen diese gesetzliche Regelung gekämpft wurde. 763 Kilometer Thüringer Grenze sind durch das Grüne Band betroffen. Die landeseigene Stiftung Naturschutz des Freistaates Thüringen ist mit deutlich erhöhten Mitteln ausgestattet worden, um Gelände kaufen zu können und acht Mitarbeiter*innen als „Ranger“ vor Ort zu beschäftigen.

Sigrid Erfurth, Mitglied des Landesvorstandes von B90/Die Grünen in Hessen, fand es sehr hilfreich, mit dieser Veranstaltung drei betroffene Bundesländer einzubeziehen. Ein Gesetz ist in Hessen zwar noch nicht vor der Verabschiedung, jedoch sei dieses Thema einer der wichtigen Punkte in der Gesamtstrategie z.B. bei der Wälderbewirtschaftung. Ein wichtiger Aspekt sei auch die Befriedung des Verhältnisses zwischen konventionellen Landwirten und Ökobauern.

Viola von Cramon konnte aus niedersächsischer Sicht nur neidisch auf das Thüringer Kompromiss-Gesetz schauen. Die bisherigen Versuche der beauftragten Sielmann-Stiftung führten nicht zu einer Akzeptanz bei Landwirten und Naturschützern.

In der anschließenden Diskussion wurde die zügige Verabschiedung des Gesetzes in Thüringen nach vierjähriger Entstehungszeit sehr gelobt. Ein Fehler wäre es, Flächen zu erwerben und dann kein Geld für die naturnahe Bewirtschaftung bereit zu stellen. Das Konzept der Sielmann-Stiftung in Niedersachsen entsprach eher einer „Perlenkette“ statt eines durchgängigen Grünen Bandes. Zwei anwesende Landwirte mit konventioneller Bewirtschaftung meldeten sich ebenfalls zu Wort: „Hier war immer intensive Landwirtschaft! Wir fühlten uns von der Sielmann-Stiftung verscheissert!“ Martin Worbes, Fraktionsvorsitzender B90/Die Grünen im Göttinger Kreistag, schilderte die Gespräche mit dem Landvolk als nie einfach. Dennoch sollten alle Beteiligten versuchen, zwischen den 13.000 Hektar im Grenzgebiet liegender Ackerfläche und der von den Landwirten postulierten „Null“ einen Kompromiss zu erzielen.

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