Positionspapier zur Bildungsregion Südniedersachsen

AG Bildung und Stadtvorstand sprechen sich gegen eine Überführung in die Südniedersachsenstiftung aus

30.01.21 –

Die AG Bildung und Soziales von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Göttingen vertritt mit Blick auf die Schul- und Bildungslandschaft ein umfassendes Verständnis von Bildung, das die Persönlichkeitsbildung in den Vordergrund rückt, alle Lebensalter einbezieht und die rein ökonomische Bewertung von Bildungsbiografien ablehnt. Vielmehr muss Bildung auf der Grundlage der Chancengleichheit die gleichberechtigte Teilhabe in allen Bereichen der Gesellschaft ermöglichen. Vor diesem Hintergrund lehnt die AG Bildung und Soziales eine Überführung der Bildungsregion Südniedersachsen e.V. in die Südniedersachsen Stiftung ab:

Die Bildungsregion Südniedersachsen hat bislang noch nicht die erhoffte Wirkung eines regionalen Bildungsbüros erzielt, die bei der Gründung erhofft worden ist. Die Gründe sind u.a. auch in strukturellen Schwächen zu sehen.

• Statt aber nun eine detaillierte Stärken- und Schwächenanalyse durchzuführen, um die Wirkung zu verbessern, wird mit der Überführung in die Südniedersachsen lediglich ein neues Dach geschaffen, dass die Probleme am Fundament nicht behebt, sondern stattdessen neue Probleme hinzufügt.

• Bildung ist ein Bürger*innenrecht, dessen Gestaltung nicht einer insbesondere wirtschaftlichen Interessen verpflichteten und nicht demokratisch legitimierten Stiftung übertragen werden darf. Strategische Bildungssteuerung gehört in eine staatlich-kommunale Verantwortungsgemeinschaft.

• Die SNS hat bisher keinen Bezug zum Thema, ganz zu schweigen von einem entwickelten Bildungs-Leitbild und/oder einem umfassenden Bildungsbegriff.

• Vielmehr besteht aufgrund der derzeitigen Stiftungszwecke die Gefahr, dass das Verständnis von Bildung, Bildungsauftrag und -angeboten mit einer Reduzierung auf ökonomische Verwertbarkeit einhergeht.

• Das Thema kommunale Steuerung von Bildung, die auf einem ganzheitlichen Grund-verständnis basiert, zu dem lebenslanges Lernen, frühkindliche Bildung (Früher-Kita Einstieg), Schule als Lebens- und Lernort, Qualität im Ganztag (Zusammenarbeit von Schule und Jugendhilfe), sozialraumorientierte Steuerung, Inklusion, Demokratiebildung, Bildung für nachhaltige Entwicklung etc. gehören, wird reduziert auf Themenfelder wie Berufsorientierung, Digitalisierung und Zukunft der Ausbildung sowie Strategien gegen Fachkräftemangel.

• Dies sind wichtige Themenfelder, die aber nicht ausreichen, um der kommunalen Steuerungsverantwortung für eine ganzheitliche Bildung gerecht werden zu können.

• Durch die Überführung der Bildungsregion e.V. in die Südniedersachsenstiftung werden die finanziellen Mittel, die bislang für die Bildungsregion zur Verfügung gestellt werden, in ein Umfeld gegeben, das die aktuellen Probleme der Bildungsregion Südniedersachsen in keiner Weise lösen wird, aber stattdessen der kommunalen Steuerung von Bildung schweren Schaden zufügen könnten.

Wir fordern die Stadt Göttingen deshalb auf, sich gegen eine Überführung auszusprechen.

Unabhängig von den Plänen einer Überführung fordern wir von der Stadt Göttingen die Gründung eines städtischen Bildungsbüros als zentralem Element erfolgreicher kommunaler Bildungssteuerung.

• Ziel dieses Bildungsbüros muss es sein, fachbereichs- und dezernatsübergreifend Prozesse zu steuern, die helfen, die Bildungsgerechtigkeit für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene unabhängig ihrer kulturellen und sozialen Herkunft durch umfassende, ihren Fähigkeiten entsprechende Bildungsangebote zu stärken, insbesondere unter der Prämisse einer kinder- und jugendzentrierten Armutsprävention.

• Insbesondere die Bereiche elementare und schulische Bildung müssen zusammen gedacht und gesteuert werden.

• Ein städtisches Bildungsbüro soll dazu dienen, die Bildungslandschaft optimal aufeinander abzustimmen und einen hohen Vernetzungs- und Kooperationsgrad zwischen den Schulen und den beteiligten Trägern der Jugendhilfe, den professionellen Akteur*innen und dem zivilgesellschaftlichen Engagement sozialräumlich orientiert herzustellen. Zudem muss das Instrument `Bildungsmonitoring` implementiert werden, um die Bildungslandschaft auf Grundlage von objektiven Daten zu gestalten und zu steuern.

• Konkrete Themenschwerpunkte für die Arbeit eines städtischen Bildungsbüros Göttingen könnten sein:

o qualitätsorientierter Ausbau der Zahl der Familienzentren

o Bildungsgerechtigkeit in der Stadt: mangelnde Teilhabe, steigende Armut, Chancengleichheit

o Bildungs- und Unterstützungsangebote für Kinder und Jugendliche und (unbedingt auch) deren Eltern

o Bildungsangebote für zugewanderte Erwachsene, um ihnen eine Stimme zu geben bzw. sie dazu im Sinne eines Empowerments zu ermächtigen (Beispiel: Zugewanderte in „kritischen“ Wohnkomplexen in der Stadt)

o bedarfsgerechte Verteilung von Ressourcen an Bildungseinrichtungen in der Stadt, orientiert an einem Sozialindex, für den die notwendigen Daten dem 2. Bildungsbericht unmittelbar zu entnehmen sind

o Inklusion in allen Bildungseinrichtungen, u.a. auch die weitere Etablierung des systemischen Einsatzes der Inklusionshelfer

o Unterstützung der Bildungseinrichtungen, nicht zuletzt z.B. auch der Kinder- und Jugendhäuser bei der Integration Zugewanderter

o durchgängige Sprachförderung o sozialraumorientierte Unterstützung im Übergang Schule - Beruf

• Eine enge Kooperation mit weiteren Kommunen, insbesondere dem Landkreis Göttingen, sowie weiteren Bildungsakteuren ist selbstverständlich.

Kontakt für Rückfragen

Susanne Stobbe, suse.stobbe@gruene-goettingen.de
Nils Pagels, nils.pagels@gruene-goettingen.de

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