Baukultur in der Innenstadt am Beispiel Weender Tor

12.07.21 –

Wie das Gewinnstreben von Investoren und Sparkasse mit Hilfe des Oberbürgermeisters die Stadt zu verschandeln drohen.

Seit der letzten Bauausschusssitzung ist es öffentlich: Die Verwaltung unterstützt das Vorhaben des Investors Hanseatic, am Weender Tor eine geradezu monströse in den Wall hineingepresste siebenstöckige Bebauung zu errichten. Das soll so schnell wie möglich geschehen, ohne einen öffentlichen Architektenwettbewerb an diesem städtebaulich sensiblen Eingangstor in unsere historische Altstadt. Die GRÜNE Fraktion im Rat der Stadt Göttingen ist entsetzt. Entsetzt darüber, dass die Verwaltung die Pläne durchdrücken will, entsetzt darüber, dass die Fraktionen von SPD und CDU bei dieser Verschandelung unserer Innenstadt mitmachen und entsetzt darüber, dass das Innenstadtleitbild und der gültige Bebauungsplan so mit Füßen getreten werden.

Rolf Becker, Vorsitzender der GRÜNEN Fraktion im Rat der Stadt Göttingen: „Das vom Rat verabschiedete Innenstadtleitbild verlangt, das Kultur- und Naturdenkmal Wall zu schützen und den Wall stärker als ein prägendes Charakteristikum der Göttinger Altstadt sichtbar zu machen. Stattdessen sind Haseatic und Sparkasse als Investoren sowie Oberbürgermeister Rolf-Georg Köhler (SPD) wild entschlossen mit der siebengeschossigen Bebauung aus dem Wall einen Trog zu machen, auf dessen Grund sich Fußgänger*innen zwischen Betonschluchten bewegen. Das ist das glatte Gegenteil dessen, was im Innenstadtleitbild steht. Wir wollen es Menschen weiterhin ermöglichen, auf einem jahrhundertealten innerstädtischen Naturdenkmal umgeben von Grün zu flanieren." Der 2019 noch zusammen mit der CDU verabschiedete Bebauungsplan sah eine maximal vierstöckige Bebauung vor.

Am Standort soll ausschließlich Gastronomie, Büroraum und Tagespflege/Wohnen Plus entstehen. Der Bau soll mit dem Segen von Verwaltung und Oberbürgermeister damit keinen Beitrag leisten für bezahlbares Wohnen in der Stadt. Wohnraum soll laut Hanseatic am Sparkassenareal am Markt oder auf einem dritten, vor dem Rat geheim gehaltenen Grundstück der Hanseatic entstehen. Ob sich der Investor bei diesen Immobilien an das Gebot des Bündnisses für bezahlbares Wohnen sowie den dem entsprechenden Ratsbeschluss zu wenigstens 30% bezahlbarem Wohnraum hält, diese Antwort bleibt der Investor schuldig. „Der Investor gibt und keine Garantie, nur vage Absichtserklärungen. Zudem widerspricht das wiederum dem Innenstadtleitbild, das wir als Grüne ernst nehmen. Wohnen für Alle in der Innenstadt, egal wie groß der Geldbeutel ist, muss erschwinglich und möglich sein", so Dagmar Sakowsky (GRÜNE), stellv. Vorsitzende des Ausschusses für Finanzen und Wirtschaft.

Noch sind die Pläne der Hanseatic am Sparkassenareal am Markt nicht bekannt. Sie werden, wie so oft, vom Noch-Oberbürgermeister mit dem Investor hinter verschlossenen Türen ausgehandelt, um sie dann der erstaunten Öffentlichkeit, einschließlich des Bauausschusses, als alternativlos zu präsentieren. Schaut man sich die Pläne von Hanseatic am Weender Tor an, lässt das für das Sparkassenareal am Markt Schlimmes befürchten, sowohl was die städtebauliche Einpassung in den Altstadtkern als auch was bezahlbares Wohnen angeht.

„Wir als Grüne Ratsfraktion werden uns mit aller Kraft dafür einsetzen, dass den gravierenden Bausünden in der nördlichen Innenstadt, der Betonruine Gothaer Haus und dem Carré, für das der historische Reitstall weichen musste, nicht noch eine weitere direkt am Weender Tor hinzugefügt wird. Die Innenstadt braucht eine Belebung, stärker als bisher müssen auch mit Beratung des Städtebaubeirates planvoll die verschiedenen Funktionen neben dem Einzelhandel wie Wohnen, Arbeiten, Kultur und Dienstleistungen entwickelt werden. Dazu brauchen wir aber Gebäude, die in unsere historische Altstadt hineinpassen, die einladend und spannend wirken und die Lust auf Leben, Arbeiten und Besuche in der Innenstadt machen" so Becker abschließend.

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