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30.04.08 Stadtratsfraktion: KWS verwechselt ökonomisches Eigeninteresse mit Interessen der Gesellschaft

Die Ratsfraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN übt scharfe Kritik an der Freisetzung gentechnisch veränderter Rüben auf einem Versuchsfeld bei Northeim durch die KWS-Saat-AG. „Dass 450 KWS-MitarbeiterInnen, ein Absperrzaun und ein bezahlter Sicherheitsdienst notwendig sind, um einen Acker mit Rüben zu bepflanzen, zeigt schon, dass die Brechstange notwendig ist, um der Gentechnik auf dem Acker zum Durchbruch zu verhelfen“, erklärt der Fraktionsvorsitzende Rolf Becker. Dass sich die MitarbeiterInnen der KWS zu ihrem Unternehmen loyal verhalten, ist verständlich. Nur kann dieses Handeln im eigenen ökonomischen Interesse nicht darüber hinweg täuschen, dass die Gefahren der Gentechnik auf dem Acker trotzdem unkalkulierbar sind. Ihre ökonomische Verwertung trägt weltweit maßgeblich zur Zerstörung gewachsener landwirtschaftlicher Strukturen (in Deutschland z.B. des Ökolandbaus) bei, zum Rückgang der Nutzpflanzenvielfalt und zum Hunger auf der Welt.

In diesem Zusammenhang tritt Becker auch der vielfach geäußerten Behauptung entgegen, auf den Versuchsfeldern bei Northeim werde nur Grundlagenforschung betrieben. Diese dient aber der späteren ökonomischen Verwertung was schon heute durch entsprechende Patentrechte abgesichert wird. Die Ratsfraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN fordert daher die KWS auf, ihre Versuche im Bereich der „grünen Gentechnik“ einzustellen. Unsere Kritik richtet sich nicht gegen die KWS als Unternehmen, sondern nur gegen dessen Aktivitäten im Bereich der Grünen Gentechnik“, betont Becker. Die Eroberung dieses Geschäftsfeldes ist für die KWS existenziell absolut nicht notwendig.

Percy Schmeiser kommt nach Northeim!



Die Ratsfraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN möchte die aktuellen Ereignisse auf dem Versuchsfeld bei Northeim zum Anlass nehmen, die MitarbeiterInnen der KWS-Saat-AG, die Presse und alle Interessierten herzlich zum Vortrag von Percy Schmeiser einzuladen,

am 15.5.2008um 14 Uhr in der Stadthalle Northeim.



Der kanadische Saatgutzüchter hat von 1998 bis 2004 ein spektakuläres und weltweit beachtetes Gerichtsverfahren gegen den amerikanischen Saatgut-Multi Monsanto geführt - und verloren. Das Gericht entschied in diesem Streit des „David gegen Goliath“ am Ende zwar, dass Schmeiser für versehentlich (durch Windverdrift?) ausgesäte GV-Pflanzen auf seinem Acker keine Lizenzen zahlen musste und erließ ihm auch die Prozesskosten. In der Hauptsache aber verlor der Landwirt das Verfahren: Die gentechnisch veränderten Pflanzen auf seinem Acker gehören nicht etwa dem Bauern sondern dem Saatguthersteller Monsanto, der dafür die Patente besitzt! Seinen Saatgutbetrieb musste Schmeiser daraufhin aufgeben und reist seither um die Welt, um auf die Praktiken der Gentechnik-Konzerne und die Probleme der Patentierung von Leben hinzuweisen. „Der Tag des Gerichtsurteils war ein trauriger Tag für die Landwirte“ sagt Schmeiser heute rückblickend und „ein Nebeneinander von Gentechnik und traditioneller Landwirtschaft ist nicht möglich.“
Die Veranstaltung der „BürgerInitiative für ein gentechnikfreies Niedersachsen“ wird von der Ratsfraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN unterstützt.

PDF der Pressemitteilung

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